Gesta Romanorum oder Die Taten der Römer, 79. Kapitel: Zum Esel gemacht - bitedition.net

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Gesta Romanorum oder Die Taten der Römer

Zum Esel gemacht

aus
Gesta Romanorum oder Die Taten der Römer,
dem ältesten Märchen- und Sagenbuch des christlichen Mittelalters

Es war einst ein gewisser König, der kleine Hunde sehr gern hatte, und obwohl sie Tag und Nacht tüchtig bellten, ließ er sie in seinem Schloss schlafen und gab ihnen eben da auch zu fressen. Nun gewöhnten sich diese aber so daran, bei ihm zu schlafen und da zu fressen zu bekommen, dass sie kaum irgendwo anders sein wollten, und manchmal legten sie sogar ihre Pfoten um den Hals des Königs, und so hatte denn der König seinen großen Spaß und viel Zerstreuung mit ihnen.

Nun gab es da auch einen Esel, der wie er das alles sah, bei sich dachte: „Wenn ich sänge und vor dem König herumtanzte, auch meine Beine um den Hals des Königs legte, würde der mir gewiss alle nur möglichen Speisen zum Fressen und sein Bett zum Schlafen geben.“

Kaum hatte er sich das überlegt, so sprang er aus seinem Stall heraus, lief in die Hofhalle hinein und begann vor dem König zu singen; dann sprang er hin und her, lief zum König hin und legte ihm seine Beine um den Nacken, aber die Diener, die das sahen, meinten, der Esel müsse toll geworden sein, nahmen ihn, prügelten ihn gehörig und jagten ihn in seinen Stall zurück.

Quellenangabe:
Gesta Romanorum oder Die Taten der Römer,
dem ältesten Märchen- und Sagenbuch des christlichen Mittelalters, I, 79. Kap.
1842 von Dr. Johann Georg Theodor Grässe aus dem Lateinischen übersetzt.
Leicht überarbeitet, an die heutige Rechtschreibung angepasst, ohne Moralisationen.
Copyright: Gemeinfrei.

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